Ehrenamtliche, Jennifer Rydlichowski

Das Tolle ist,
dass man den
Kontakt zu
den Kunden
behält und
Menschen zur
Seite stehen
kann…

Geburtsjahr: 1953
Ehrenamtlich aktiv seit: 2018
Engagiert bei:
Jobcenter Charlottenburg-Wilmersdorf
und vermittelt von:
FreiwilligenAgentur Charlottenburg-Wilmersdorf*

Doris

Kuhle

Was ist Ihr beruflicher Hintergrund? Auf welche Weise hat dieser die Wahl Ihres Ehrenamts beeinflusst?

» Ich war 48 Jahre lang Beamtin in Charlottenburg-Wilmersdorf und gerade ein dreiviertel Jahr im Ruhestand als die Bezirksverordnetenversammlung beschloss, den Posten einer Ombudsperson im Jobcenter zu schaffen. Es gab damals viele Beschwerden und Klagen vor dem Sozialgericht. Um das zu ändern, sollte jemand unbürokratisch helfen und schlichten. Der damalige Sozialstadtrat, der mittlerweile leider verstorbene Carsten Engelmann hat dann gefragt, ob ich das machen will. Ich war zuletzt als Teamleiterin in der Leistungsabteilung des Jobcenters tätig und habe davor schon im Sozialamt gearbeitet. Ich komme also vom Fach, kenne die Abläufe und die Kollegen. Im Oktober 2018 konnte ich dann beginnen. Ich habe ein Büro im Jobcenter, seit Ausbruch der Corona-Pandemie berate ich aber fast nur aus dem Homeoffice. Mein Handy und das Laptop kommen aus Spendenmitteln. ‹‹

Warum engagieren Sie sich ehrenamtlich? Was motiviert Sie zu Ihrem freiwilligen Einsatz?

» Ich habe so ein angeborenes Helfersyndrom und will Menschen beim Lösen ihrer Probleme zur Seite stehen. Das kann ich hier gut. Als ich anfing, war ich zudem noch nicht ganz raus aus dem Job, und spezialisiert auf die Themen Unterkunft und Heizung sowie Bildung und Teilhabe. Das passte sehr gut. Außerdem war ich gut vernetzt und in vielen Gremien aktiv. Als ich in den Ruhestand ging, meinten viele Kollegen: „Wenn Doris nicht mehr da ist, wen fragen wir dann?” Durch das Amt als Ombudsperson konnte ich dann sagen: Guckt her, ich komme weiterhin einmal die Woche. ‹‹

Was begeistert Sie an ehrenamtlicher Arbeit? Was ist eher schwierig?

» Das Tolle ist, dass man den Kontakt zu den Kunden behält und Menschen zur Seite stehen kann, die sich ungerecht behandelt fühlen. In 99 Prozent aller Fälle habe ich im Anschluss positive Reaktionen bekommen, habe also Erfolg mit dem, was ich tue. Einmal hatte ich einen Mann, der bekam mehrere Tausend Euro Nachzahlung, nachdem ich mich eingeschaltet hatte. Die standen ihm zu und da kamen dann mehrere Dankesbriefe. Aber auch ohne Briefe gibt mir das ein gutes Gefühl. Einer der jüngsten Fälle war ein junger Selbstständiger, der zurück in seine Heimatstadt ziehen wollte und keine Genehmigung dafür bekam. Der wartete von Mai bis August und niemand war zuständig. Er war völlig verzweifelt und als ich dann die zuständige Person gefunden hatte, lag es am Ende nur daran, dass der Umzug zwar längst genehmigt war, aber vergessen wurde, die Kostenzusage rauszuschicken.

Schwierig ist im Moment manchmal die Arbeit aus dem Homeoffice. Ich muss ja immer wissen, wer zuständig ist, wenn es ein Problem gibt. Vor Ort war das leichter, da geht man einfach ins Büro und klärt das schnell.‹‹

Und Ihre Arbeit ist erfolgreich?

» Ja, ich bekomme im Schnitt zwei bis fünf Anrufe in der Woche und meistens kann ich helfen. Das Ziel der Ombudsstelle war, Widersprüche und Klageverfahren zu vermeiden. Es gibt leider keine Statistik, die das belegen könnte. Aber vom Gefühl müsste das bemerkbar sein. Und man muss sagen, dass die meisten Beschwerden berechtigt sind. Es geht meistens um die Verfahrensdauer, vor allem bei Neuanträgen. Aber auch um fehlende Zusagen für die Übernahme von Energiekosten oder einer Mieterhöhung. Querulanten dagegen gibt es sehr selten. ‹‹

Was würden Sie als Expertin an Hartz IV gerne ändern?

» Ich finde, es ist alles sehr bürokratisch. Während der Pandemie wurden viele Dinge, wie zum Beispiel die Vermögensprüfung vereinfacht. Das sollte man unbedingt beibehalten. Und die freien Kapazitäten dafür in die Beratung fließen lassen. Damit ist den meisten Kunden am besten geholfen. Wichtig ist, dass es ein offenes Ohr gibt. ‹‹

Die FreiwilligenAgentur Charlottenburg-Wilmersdorf fördert das Engagement und vermittelt Ehrenamtliche im Bezirk.

Doris Kuhle engagiert sich als Ombudsfrau beim Jobcenter Charlottenburg-Wilmersdorf.