Ehrenamtliche, Jennifer Rydlichowski

Bei den Pfad-
finder:innen
konnte ich ganz
anders sein.
Viel offener
und freier.

Geburtsjahr: 2002
Ehrenamtlich aktiv seit: 2015
Engagiert bei:
Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder
Vermittelt von:
Junges Engagement Charlottenburg-Wilmersdorf

Felicitas

Schröder

Was ist Ihr beruflicher Hintergrund ? Auf welche Weise hat dieser die Wahl Ihres Ehrenamts beeinflusst? Und in welchem Verhältnis stehen heute Ihre berufliche Tätigkeit und Ihr ehrenamtlicher Einsatz?

» Ich bin als Schülerin über meinen Bruder zu den Pfadfinder:innen gekommen und engagiere mich dort mittlerweile im Vorstand und als Gruppenleiterin. Mein Ehrenamt hat meine Studienwahl beeinflusst. Ich habe 2019 mein Abi gemacht und beginne jetzt ein Studium in Musikwissenschaften und slawische Sprachen und Literaturen.

Ich spiele schon lange Geige, aber meine Liebe zur Musik wurde durch die Pfadfinderei noch erheblich verstärkt. Wir singen dort sehr viel und für die Gruppenabende habe ich auch Gitarre spielen gelernt. Außerdem gibt es bei den Pfadfinder:innen viele Lieder in verschiedenen Sprachen und/oder aus diesen übersetzt. Mich interessiert das sehr und deshalb habe ich beschlossen, etwas in die Richtung als Studium auszuprobieren. ‹‹

Warum engagieren Sie sich ehrenamtlich? Was motiviert Sie zu Ihrem freiwilligen Einsatz?

» Es gab keinen speziellen Punkt, an dem ich gesagt habe: „Jetzt traust du dich und engagierst dich mehr“. Ich bin da eher „reingerutscht“, weil es mir bei den Pfadfinder:innen sehr gefallen hat. Der Umgang mit Kindern hat mir immer Spaß gemacht und auch, gemeinsam in einer Gruppe etwas zu unternehmen.

Ich bin erst bei meiner Schwester mitgegangen, als sie eine Gruppe geleitet hat, und wurde dann irgendwann gefragt, ob ich die Assistenz machen will. Man bekommt also nach und nach einfach mehr Verantwortung, wenn man das möchte. Für mich waren das alles logische Schritte. Ein Großteil meines Freundeskreises ist bei den Pfadfinder:innen. Das ist ein großer Teil meines Lebens. ‹‹

Dadurch, dass es
ein Ehrenamt ist,
weiß man auch,
dass alle nur für
die Menschen
und Erlebnisse
da sind. Das kann
in einem Beruf
natürlich auch
so sein, aber es
ist eben etwas
anderes.

 Felicitas Schröder ist Gruppenleiterin und im Vorstand ihrer Ortsgruppe Stamm Askanier.

Was begeistert Sie an ehrenamtlicher Arbeit, und welche Erfahrungen finden Sie eher schwierig?

» Ich schätze die Gemeinschaft und mache das nicht nur zur Selbstverwirklichung, sondern auch aus reiner Freude und dem Wunsch heraus, anderen eine schöne, erlebnisreiche Zeit zu ermöglichen. Bei den Pfadfinder:innen kümmern sich alle umeinander, das gehört einfach dazu. Dadurch, dass es ein Ehrenamt ist, weiß man auch, dass alle nur für die Menschen und Erlebnisse da sind. Das kann in einem Beruf natürlich auch so sein, aber es ist eben etwas anderes.

Schön ist auch, wenn man entdeckt, dass die Kinder und Jugendlichen durch die Gruppe und die Leitung etwas lernen und mitnehmen. Da spürt man den Einfluss, den man hat. Das ist ein schönes Gefühl.

Die Kehrseite ist, dass es natürlich auch Konflikte gibt, sobald man Verantwortung trägt. Die Leitungen geraten auch mal aneinander. Aber dafür gibt es dann Lösungen, wie z.B. moderierte Gespräche und am Ende sind alle füreinander da.

Ich bin aber auch schon an meine Grenzen gekommen. Zuletzt bei einer Großfahrt im Sommer. Wir sind 20 Kilometer gelaufen, es war kalt, windig und dunkel, hat angefangen zu regnen, wir waren am Strand und wollten schlafen und da saß jemand und hat rumgebrüllt, sodass wir unser Lager woanders aufbauen wollten. Alle Sachen wurden nass und ständig hatte man eine säuselnde Mücke im Ohr, zum krönenden Abschluss bin ich auf einen Hering (Metallstab um ein Zelt zu fixieren) getreten. Da war ich total überfordert.

Und auf einer Fahrt hat uns mal jemand „Heil Hitler“ hinterhergerufen. Der hat bei unserer Kluft und den Halstüchern wohl was verwechselt und an die HJ gedacht. Dabei war die Pfadfinderei unter den Nationalsozialisten verboten. ‹‹

Was ist das Besondere an den Pfadfinder:innen?

» Ich war sehr schüchtern als Kind und habe mich in Gruppen nicht so wohl gefühlt. Mein Bruder und seine damalige Freundin haben mich dann zu einem „Heimabend“ (Gruppenstunde) mitgenommen. Ich habe dort sofort dazugehört. Ich konnte mit Älteren zusammen sein, was mich als Kind irgendwie bestärkt hat, und wurde wahrgenommen. Dann ist man viel draußen und alles passiert in der Gemeinschaft, das hat mir gefallen. Ich hatte teilweise etwas Schwierigkeiten beim Lernen in der Schule. Bei den Pfadfinder:innen konnte ich ganz anders sein. Viel offener und freier.

Viele stellen sich das vor wie beim Fähnlein Fieselschweif, so mit Kekse backen und jeden Tag eine gute Tat. Natürlich sind wir auch eine Wertegemeinschaft und interessiert am Wohl unserer Mitmenschen. Ich denke aber, die Hilfsbereitschaft, die in der Pfadfinderei oft vorzufinden ist, entsteht nicht aus einer Pflicht heraus, sondern ist vorhanden, weil sie hier so vorgelebt wird. Im Vordergrund stehen gemeinsame Tätigkeiten. Singen, spielen, der Aufenthalt in der Natur. Wir basteln und werken viel. ‹‹

Wie hat Sie das Ehrenamt geprägt?

» Ich habe gelernt, Verantwortung zu übernehmen. Ich denke, nicht alle Leute in meinem Alter wären in der Lage, auf zehn bis zwanzig Kinder aufzupassen, die frisch aus dem Lockdown kommen. Bei uns lernt man das. Außerdem habe ich durch meine Aktivitäten bei den Pfadfinder:innen ein unfassbar wertschätzendes, lebhaftes und bereicherndes Umfeld, in dem alle aufeinander acht geben. Ich bin um Erfahrungen, Erlebnisse und wunderbare Freund:innen reicher geworden. ‹‹

Felicitas Schröder ist Gruppenleiterin und im Vorstand ihrer Ortsgruppe Stamm Askanier.