Ehrenamtliche, Jennifer Rydlichowski

Es gibt immer
wieder schöne
Begegnungen
mit Menschen,
die die Bücher-
boxx nutzen…

Geburtsjahr: 1944
Ehrenamtlich
aktiv seit: 2012
Engagiert bei
und vermittelt von:
FreiwilligenAgentur Mitte*

Cornelia

Holl

Was ist Ihr beruflicher Hintergrund? Auf welche Weise hat dieser die Wahl Ihres Ehrenamts beeinflusst? Und in welchem Verhältnis stehen heute Ihre berufliche Tätigkeit und Ihr ehrenamtlicher Einsatz?

» Ich bin Diplompsychologin und habe in der Kinder- und Jugendpsychiatrie gearbeitet und die Rehabilitation von Menschen betreut, die wegen psychischer Probleme nicht arbeiten konnten. Als mein Mann und ich vor neun Jahren aus einer Kleinstadt im Allgäu nach
Berlin gezogen sind, war die Suche nach einem Ehrenamt für mich eine bewusst gewählte Maßnahme, um in einer völlig neuen Stadt und Umgebung anzukommen, mich am Gemeinschaftsleben zu beteiligen und mich so zu verorten. Bei der Wahl meines Ehrenamts war es mir wichtig, dass es keine Fortführung meiner beruflichen Arbeit in anderer Form wird, also eher keine helfende Tätigkeit, die viel mit Menschen zu tun hat, das habe ich in meiner Arbeit einfach lange genug gemacht.

Als ich bei der Onlinerecherche bei der FreiwilligenAgentur die Betreuung der Bücherboxx entdeckt habe, hat es sich angefühlt wie ein Sechser im Lotto. Ich wusste sofort, dass es das ist und habe mich riesig
gefreut, denn ich fühle mich mein Leben lang eng mit Büchern verbunden, weil ich schon immer sehr gerne lese. ‹‹

Warum engagieren Sie sich ehrenamtlich? Was motiviert Sie zu Ihrem freiwilligen Einsatz?

» Die Hauptmotivation für mein Ehrenamt ist wie gesagt eine sehr persönliche. Wir haben im Allgäu unser Haus verkauft und uns von vielen alten Freunden verabschiedet, und auch wenn der Kontakt über die Entfernung hält, wollte ich auch in meiner neuen Stadt das Gefühl haben, dazuzugehören. Davon abgesehen macht es mir aber auch einfach riesigen Spaß, mich um die Bücherboxx zu kümmern.

Wir wohnen in Mitte und ich fahre alle 14 Tage mit der Bahn in den Wedding, und wenn ich eine ganze Bücherkiste zu transportieren habe, hilft mir mein Mann mit dem Auto. Es ist also auch eine neue Gemeinsamkeit. Ich kümmere mich um die Boxx, fülle den Bestand nach, räume die Boxx auf, reinige sie und sortiere Bücher. 

Nachschub bekomme ich meistens ausreichend aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis, die geben gerne ihre ausgelesenen Bücher weiter. Wenn phasenweise mal nicht genug zusammenkommt, suche ich kostenlose Bücher im Internet, da werden häufig welche verschenkt. ‹‹

Was begeistert Sie an ehrenamtlicher Arbeit? Welche Erfahrungen finden Sie eher schwierig?

» Es gibt immer wieder schöne Begegnungen mit Menschen, die die Bücherboxx nutzen, Freundinnen zum Beispiel, die regelmäßig gemeinsam kommen, die zum Tausch Bücher von sich mitbringen und gucken, was sie Neues für sich entdecken, und die dann gemeinsam auf der Bank vor der Boxx sitzen und lesen. 

Cornelia Holl betreut für die FreiwilligenAgentur Mitte die Bücherboxx an der Osloer Straße.

Wenn ich dann auftauche, kommen wir oft ins Gespräch, und sie freuen sich, mal diejenige kennen zu lernen, die sich um die ganze Geschichte kümmert. Wie ein großes Geschenk empfinde ich auch die regelmäßigen Treffen mit den Betreuerinnen vom Stadtteil- und Familienzentrum Fabrik Osloer Straße. Es ist für mich ein regelmäßiger kollegialer Kontakt geworden, nachdem man das mit Rentenbeginn ja nicht mehr hat. Wenn ich überhaupt irgendetwas schwierig nennen
möchte an meinem Ehrenamt, dann vielleicht, dass die Boxx manchmal zweckentfremdet wird, beispielsweise voller alter Klamotten ist, die nicht einmal in Tüten verpackt sind. Aber darüber ärgere ich mich nicht groß, sondern kümmere mich einfach darum. Ich mag es, Lösungen zu suchen und zu finden. Manchmal kommt es auch vor, dass die Boxx leider komplett leergeräumt ist. Auch wenn das nicht in Ordnung ist, es wird wieder ausgeglichen durch die vielen Nutzer, die ihre ausgelesenen Bücher einstellen. So klappt es doch immer wieder mit dem Prinzip der Bücherboxx: „Geben und Nehmen.“ ‹‹

Sie sagen, dass Sie mit Ihrem Mann aus dem Allgäu hergezogen sind, als für Sie beide die Rente begonnen hat. Das war sicher keine leichte Entscheidung und ein spannender Weg in die Hauptstadt?

 » Wir waren uns einig, dass wir uns nicht als Rentner aufs Sofa setzen möchten, sondern noch einmal ganz neu leben wollen. Und das eben auch nicht ruhig im Grünen, was wir ja schon kennen, sondern in der großen Stadt. In München haben wir studiert, und Köln kannten wir auch schon, weil wir da Verwandte haben, die wir öfter besuchen gefahren sind. Für uns blieben Hamburg und Berlin, und wir haben in beiden Städten eine Zeit lang zur Zwischenmiete „probegelebt“. Ham-
burg war sehr schön, aber Berlin hat uns noch besser gefallen, also haben wir uns für Berlin entschieden. ‹‹

Als Sie in Charlottenburg „probegelebt“ haben, haben Sie eine Erfahrung gemacht, die entscheidend dazu beigetragen hat, dass Sie heute ihre beiden Ehrenämter machen. Welche war das?

 » Am Mierendorffplatz konnte ich zum ersten Mal in meinem Leben selber Nutzerin einer Bücherboxx sein und habe kennen gelernt, was das für eine wunderschöne Einrichtung ist. Für mich ist es wie eine Schatzkiste, bei der man immer gespannt sein darf, was auf einen wartet, und deshalb hat es sich auch wie ein Sechser im Lotto angefühlt, als ich von der Freiwilligenagentur ausgerechnet die Betreuung einer Bücherboxx angeboten bekommen habe. ‹‹

Die FreiwilligenAgentur Mitte fördert das Engagement und vermittelt Ehrenamtliche im Bezirk.