Ehrenamtliche, Jennifer Rydlichowski

Es war ein
tolles Gefühl,
wieder etwas
für die Allge-
meinheit zu
tun…

Geburtsjahr: 1954
Ehrenamtlich aktiv seit: 2017
Engagiert bei: Bürgerstiftung Neukölln*,
Neuköllner EngagementZentrum,
KulturKirche nikodemus,
Förderverein der Britzer Weinkultur
Vermittelt von: Neuköllner EngagementZentrum

Bernd

Feinbube

Was ist Ihr beruflicher Hintergrund? Auf welche Weise hat dieser die Wahl Ihres Ehrenamts beeinflusst? Und in welchem Verhältnis stehen heute Ihre berufliche Tätigkeit und Ihr ehrenamtlicher Einsatz?

» Ich bin in Berlin geboren und habe fast fünfundvierzig Jahre bei der Berliner Sparkasse gearbeitet. Die ersten Jahre saß ich klassisch in der kugelsicheren Kassenbox der Filiale Zehlendorf-Mitte, bin dann aber zur Zentrale gewechselt, wo ich immer wieder neue Aufgaben übernommen habe, wenn mir die alte nach vier, fünf Jahren langweilig wurde. Inhaltlich hat das alles nichts mit meinen heutigen Ehrenämtern zu tun, wohl aber die Tatsache, dass man mir mit 58 ein attraktives Angebot für den Vorruhestand gemacht hat, bei dem ich nicht Nein sagen konnte. Zu der Zeit hatte ich nämlich noch eine Fernbeziehung nach NRW, und da meine Partnerin und ich berufstätig waren, haben wir uns wegen der großen Entfernung nicht oft sehen können. 2013 habe ich also meine Koffer gepackt und bin nach Datteln gezogen.

Leider ist meine Partnerin dann schwer erkrankt und hat unser Heim kaum noch verlassen. Ich habe sie begleitet, bis sie gestorben ist. Um mich nach dem Verlust mental zu stabilisieren, habe ich mich in dem Krankenhaus, in dem sie zeitweilig behandelt wurde, noch eine Weile ehrenamtlich beim Krankenhausbegleitservice engagiert. Irgendwann habe ich mich dann aber entschlossen, nach Berlin zurückzukehren, wo meine Familie lebt ‹‹

Warum engagieren Sie sich ehrenamtlich? Was motiviert Sie zu Ihrem freiwilligen Einsatz?

» Zurück in Berlin war ich ja ohne Partnerin und in Rente und habe mir sehr Kontakt zu Menschen und eine sinnvolle Beschäftigung gewünscht. Beim Begleitservice im Krankenhaus habe ich die Erfahrung gemacht, wie befriedigend es ist, mit Gleichgesinnten für die Allgemeinheit aktiv zu sein. Um eine Aufgabe in Neukölln zu finden, bin ich zum Neuköllner EngagementZentrum (NEZ) gegangen, und da hat man mir meine Ehrenämter beim Trödelmarkt und beim Kulturbetrieb vermittelt. Die Arbeit hat mir sehr gefallen und ich habe jede Menge nette Menschen kennen gelernt. Es war ein tolles Gefühl, wieder etwas für die Allgemeinheit zu tun, und die Wertschätzung, die es dafür gab, hat mir gut getan.

Mit meinen beiden Ehrenämtern war ich schon sehr froh, aber noch nicht ausreichend ausgelastet. Die Einsätze waren vor allem an den Wochenenden, aber in der Woche hatte ich noch viel Leerlauf. Zufälligerweise wurde genau zu der Zeit die Corona-Hotline eingerichtet, bei der Menschen anrufen konnten, die akuten Hilfsbedarf in der Pandemie hatten. Da habe ich mich gemeldet, an zwei Tagen in der Woche an der Hotline gesessen und Hilfesuchenden aus einer Datenbank freiwillige Helfer vermittelt. Das hat sehr viel positives Feedback gebracht, denn die Anrufer waren enorm dankbar für die Unterstützung. Als die Anrufe dieses Jahr immer weniger geworden sind, ist die Hotline eingestellt worden, und ich lote aktuell neue Einsatzbereiche aus, unter anderem beim Neuköllner Erlebniszirkus Mondeo. ‹‹

 Bernd Feinbube berät beim Neuköllner EngagementZentrum
(NEZ) und engagiert sich bei der KulturKirche nikodemus,
der Bürgerstiftung Neukölln und im Förderverein der
Britzer Weinkultur.

Was begeistert Sie an ehrenamtlicher Arbeit? Und welche Erfahrungen finden Sie eher schwierig?

» Bei meiner Erfahrung mit Ehrenamt überwiegt ganz klar die Begeisterung. Ganz vorne steht für mich die enorme Hilfsbereitschaft vieler Leute, als bei uns in Neukölln die Corona-Hotline eingerichtet wurde. Dass sich so viele Menschen als freiwillige Helfer melden würden, hätte ich nicht gedacht, das war eine wunderbare Erfahrung. Ich saß ja auch mit am Telefon und habe Anfragen bearbeitet, und für jeden einzelnen Hilfesuchenden hatten wir oft gleich mehre Hilfsangebote direkt in dessen Nähe und noch für den gleichen Tag. Viele Helfer konnten mehrere Sprachen, sodass wir auch das berücksichtigen konnten. Wir hatten fast immer eine Auswahl und konnten genau die passenden Menschen zusammenbringen.

Nicht leicht war vielleicht, dass einige Anrufer sehr große Sorgen und Nöte hatten, über die sie sprechen wollten. Das waren oft Alleinstehende, die aus verschiedenen Gründen ihr Heim nicht verlassen konnten, und da hat man geduldig zugehört, musste sich aber auch abgrenzen können, um nicht selber in die Krisenstimmung gezogen zu werden. Mir ist das relativ gut gelungen, ich glaube, weil ich bei der Bank viel Kontakt mit Kunden und Erfahrung im Umgang mit Problemen und aufgeregten Menschen hatte. Und vielleicht hat mir in der Situation auch mein Alter geholfen und die Lebenserfahrung, die man mit den Jahren sammelt. ‹‹

Die Bürgerstiftung Neukölln engagiert sich regional im Bezirk Neukölln mit unterschiedlichen Projekten.

Bernd Feinbube berät beim Neuköllner EngagementZentrum (NEZ) und engagiert sich bei der KulturKirche nikodemus, der Bürgerstiftung Neukölln und im Förderverein derBritzer Weinkultur.