Ehrenamtliche, Jennifer Rydlichowski

Das Gefühl
gebraucht zu
werden, zu
sehen, dass ich
helfen kann,
entschädigt für
den Aufwand.

                                Sabine

Geburtsjahr:
1984 (Inga), 1958 (Sabine)
Ehrenamtlich aktiv seit:
2017 (Inga), 2018 (Sabine)
Engagiert bei und vermittelt von:
Bürgerstiftung Berlin*

Sabine Harms

Inga Harms

Was ist Ihr beruflicher Hintergrund? Auf welche Weise hat dieser die Wahl Ihres Ehrenamts beeinflusst? Und in welchem Verhältnis stehen heute Ihre berufliche Tätigkeit und Ihr ehrenamtlicher Einsatz?

» Inga: Während meines Biologiestudiums absolvierte ich ein Praktikum bei der NAJU Brandenburg, dem unabhängigen Jugendverband des NABU (Naturschutzbund). Dort habe ich die Jugendbildungsreferentin Anne Kienappel kennengelernt, unsere Projektleiterin der Umwelt­Detektive.

Wir haben uns gut verstanden und viel ausgetauscht und ich habe gemerkt, dass ihr Projekt bei der Bürgerstiftung Berlin auch was für mich sein könnte. Es war ein richtiger Glücksfall. Zum Ende meines Studiums war für mich dann klar, dass es in die Richtung Umweltpädagogik gehen sollte. Glücklicherweise bekam ich eine Stelle als Umweltbildung-spädagogin an einer Grundschule in Berlin Kreuzberg und betreue seitdem verschiedenste Projekte rund um das Thema Natur und Umwelt.

Parallel dazu bin ich Gruppenleiterin bei den Umwelt-Detektiven geworden. Mein Ehrenamt hat also sehr viel mit meinem beruflichen Hintergrund zu tun. Im Moment baue ich das Ganze weiter aus und studiere als Zweitstudium nach meinem Bachelor in Biologie, Grundschullehramt für Sonderpädagogik, Sachkunde und Mathe. ‹‹

» Sabine: Ich arbeite im Büro einer Sicherheitsfirma. Durch meine Tochter habe ich die Umwelt­-Detektive kennengelernt und für mich einen perfekten Ausgleich zum Büroalltag gefunden. Ich freue mich schon jetzt auf meinen Ruhestand, der in einem Jahr beginnt. Dann habe ich die Möglichkeit, noch mehr meiner Zeit mit etwas Sinnvollen zu verbringen und meine Tochter bei ihrer Arbeit zu erleben und nach meinen Möglichkeiten zu unterstützen. ‹‹

Warum engagieren Sie sich ehrenamtlich? Was motiviert Sie zu Ihrem freiwilligen Einsatz?

» Inga: Im Ehrenamt können eigene Ideen und Vorstellungen umgesetzt werden für eine Sache, die einem selber wichtig ist und die man daher auch voranbringen möchte. Dort kann frei und ohne Druck miteinander gearbeitet werden. Im Beruf ist das häufig nicht der Fall, wie ich aus meiner eigenen Vergangenheit weiß. Und wenn es gelingt, gemeinsam ein Projekt voranzubringen, ist das schon sehr befriedigend. Die Bestätigung hierfür bekomme ich am Ende von den Familien, mit denen ich meine Ausflüge mache. Viele beschäftigen sich nicht mit dem Thema Umwelt und doch interessiert sie es dann doch und sie kommen gerne wieder. Auch ist es schön zu sehen, wenn Menschen zusammenkommen, die so nie aufeinandergetroffen wären. Dabei lerne ich viele interessante Menschen kennen und erlebe Kinder, die begeistert sind, etwas Neues kennen zu lernen und auszuprobieren. ‹‹

» Sabine: Das Gefühl gebraucht zu werden, zu sehen, dass ich helfen kann, entschädigt für den Aufwand. Ich arbeite gern mit Kindern und helfe bei unseren Ausflügen bei der Betreuung der Kinder. Dabei erlebe ich, wie gestresste Eltern einmal durchatmen können. Ich unterstütze meine Tochter gern bei ihrer Arbeit. So kümmere ich mich gern um die Verpflegung, während sie sich auf Organisation und Gruppenleitung konzentrieren kann.  ‹‹

Es erfüllt mich
mit Stolz, wenn
ein Ausflug, den
ich ausgesucht
und organisiert
habe, gelingt…

                                         Inga

 Inga Harms organisiert und leitet die Umwelt-Detektiv-Gruppe in Marzahn/Hellersdorf. Ihre Mutter Sabine Harms hilft mit, dass bei den Ausflügen alles rund läuft.

Was begeistert Sie an ehrenamtlicher Arbeit, und welche Erfahrungen finden Sie eher schwierig?

» Inga: Es erfüllt mich mit Stolz, wenn ein Ausflug, den ich ausgesucht und organisiert habe, gelingt, weil das Programm die Familien begeistert und der Inhalt der Veranstaltung die Teilnehmer erreicht hat. Bis dahin ist es allerdings ein langer Weg. Die Familien müssen zuallererst einmal erreicht werden und zu den interessierten Familien muss eine persönliche Beziehung aufgebaut werden. Damit versuchen wir ein Vertrauen aufzubauen, damit die Familien mit einem sicheren Gefühl an den Ausflügen teilnehmen können. Das ist ein ganz entscheidender Faktor für das Entstehen einer Gruppe, in der sich jeder wohlfühlt und wiederkommt.

Dies war am Anfang unsere größte Herausforderung und mit so einigen Hochs und Tiefs verbunden. Durch die Zusammenarbeit mit dem Familienzentrum ist es uns jedoch gelungen, eine harmonische und funktionierende Gruppe aufzubauen.

Aber auch mit einer funktionierenden Gruppe kann es natürlich passieren, dass ein enormer Organisationsaufwand und alle Mühe umsonst waren. Es ist glücklicherweise selten, passiert aber hin und wieder. So kann ein verregneter Ausflugstag schon mal dazu führen, dass spontan Familien abspringen und andere deswegen enttäuscht sind und plötzlich auch nicht mehr wollen. Sowas kann die Gruppendynamik schon mal ungemein stören. Wobei interessanterweise genau die gleiche Situation auch genau andersherum laufen kann. Manchmal wird der Ausflug nämlich gerade in der unerwartet kleinen Gruppe besonders schön, weil die Familien tiefer miteinander in Kontakt kommen können. ‹‹

» Sabine: Ich habe während meiner Zeit bei den Umwelt­-Detektiven einige interessante Menschen unterschiedlichster Herkunft kennengelernt. Es ist jedesmal schön zu sehen, wenn nach einem Ausflug die Familien zufrieden nach Hause gehen und sich schon auf das nächste Treffen freuen.

Schwierig ist es, wenn alle Arbeit fruchtlos war und die Teilnahme mäßig ausfällt. Das ist enttäuschend, animiert uns aber, es beim nächsten Treffen besser zu machen. ‹‹

Wie ist das, zusammen ein Ehrenamt zu machen, wenn man sich so gut kennt wie Sie als Mutter und Tochter?

» Sabine: Wir genießen es beide, dass wir so vertraut miteinander sind. Die eine weiß von der anderen genau, was sie mag und was sie nicht mag, was sie gut kann und was sie nicht so gut kann. Zwischen uns gehen Absprachen ganz leicht und schnell, und wir können uns blind aufeinander verlassen. ‹‹

» Inga: Wenn Mutti sagt, sie macht das, dann weiß ich: Sie macht das. (beide lachen) ‹‹

Die Bürgerstiftung Berlin ermöglicht mit
zahlreichen Projekten ehrenamtliches
Engagement in Berlin (z.B. Umwelt­Detektive).
www.buergerstiftung-berlin.de

Inga Harms organisiert und leitet die Umwelt-Detektiv-Gruppe in Marzahn/Hellersdorf. Ihre Mutter Sabine Harms hilft mit, dass bei den Ausflügen alles rund läuft.