Ehrenamtliche, Jennifer Rydlichowski

Schreiben
ist für mich
eine neue
Erfahrung…

Geburtsjahr: 1984
Ehrenamtlich
aktiv seit: 2019
Engagiert bei:
kulturTür*
Vermittelt von:
Freiwilligenagentur
Steglitz-Zehlendorf

Boshra

Mustafa

Was ist Ihr beruflicher Hintergrund? Auf welche Weise hat dieser die Wahl Ihres Ehrenamts beeinflusst?

» Ich bin Bildhauerin und habe in Damaskus und dem Libanon gelebt und gearbeitet. Vor zwei Jahren bin ich nach Berlin gekommen. Mein Mann lebt schon länger hier in Deutschland. Er ist Maler und hat ein Stipendium, um hier zu arbeiten und wir teilen uns ein Atelier.

Sieben Monate nach meiner Ankunft in Berlin habe ich nach einem Ehrenamt gesucht. Ich hatte Zeit und wollte Deutsch lernen. Über die Freiwilligenagentur habe ich dann Kontakt zum Deutschen Roten Kreuz und dem Projekt kulturTÜR bekommen, ein mehrsprachiges Magazin, für das ich auch auf Arabisch schreiben kann. Ich führe Interviews mit anderen Künstlern in meiner Muttersprache. Über ihre Arbeit, ihre Projekte und ihren Zugang zur Kunst. Nach dem Redigieren werden die Artikel ins Deutsche übertragen und in beiden Sprachen gedruckt. Das passt also perfekt.

Schreiben ist für mich eine neue Erfahrung, aber schon mein Opa war Dichter und mein Vater hat auch viel geschrieben. ‹‹

Warum engagieren Sie sich ehrenamtlich? Was motiviert Sie zu Ihrem freiwilligen Einsatz?

» Das Leben in Syrien und im Libanon war in den letzten Jahren nicht einfach, wie man sich vorstellen kann. Der Alltag war zuletzt eine Katastrophe. Deshalb bin ich sehr froh, jetzt in Berlin zu leben und ich möchte mich hier einbringen und etwas bewegen.

Gleichzeitig ist es als Künstlerin in einer neuen Stadt nicht immer einfach. Es ist ein völliger Neuanfang. Ich muss neue Kontakte knüpfen, Netzwerke aufbauen. Durch die Arbeit bei der Zeitschrift kann ich das alles verbinden, lerne Menschen kennen und kann meine Deutschkenntnisse verbessern. ‹‹

 Boshra Mustafa engagiert sich ehrenamtlich bei der Zeitschrift kulturTÜR als Autorin.

Was begeistert Sie an ehrenamtlicher Arbeit, was ist eher schwierig?

» Ich kann hier eigene Ideen entwickeln und tatsächlich viele Kontakte zu anderen Künstlern aus unterschiedlichen Kulturen knüpfen. Damit mache ich viele neue Erfahrungen.

Das Schreiben ist für mich neu. Schwierig ist eher, dass ich alles perfekt machen möchte. Zudem möchte ich etwas über Kunst vermitteln, das andere Leute auch anspricht und wichtig für sie ist. ‹‹

Und bei allem hilft die Arbeit mit Kunst?

» Ja, auf jeden Fall. Über die Kunst sind wir alle verbunden. Sie ist mein Leben. Meine Bildhauerei, aber auch das Schreiben, das sind meine Ideen über das Leben, ich muss immer etwas entwickeln. Deshalb ist es bei allen Schwierigkeiten auch toll hier zu sein in Berlin. Es ist eine tolle lebendige Stadt. Ich stamme aus einer Künstlerfamilie, aber der Stellenwert, den Kunst hier hat, der war neu für mich. In Syrien gibt es kaum zeitgenössische Kunst. Die Kunst ist auf einen viel kleineren und elitäreren Kreis beschränkt. Hier ist sie überall. ‹‹

Woran arbeiten Sie gerade?

» Ich arbeite viel mit Papier, im Moment mit Objekten aus Pappmaché. Die Arbeit hat den Titel Blind. Es geht darum, sich für etwas Besseres zu halten und die Wahrheit nicht sehen zu können. Daraus entstehen viele Konflikte oder wie in meiner Heimat auch Kriege. ‹‹

Das mehrsprachige Magazin kulturTür berichtet zu Kultur- und Gesellschaftsthemen.
www.kulturtuer.net