Ehrenamtliche, Jennifer Rydlichowski

Mein Vorbild
bin ich selbst.
Ich bin ich.

Geburtsjahr: 1985
Ehrenamtlich
aktiv seit: 2008
Engagiert bei
und vermittelt von:
Boxgirls Berlin e.V.*

Everline

Odero

Was ist Ihr beruflicher Hintergrund? Auf welche Weise hat dieser die Wahl Ihres Ehrenamts beeinflusst? Und in welchem Verhältnis stehen heute Ihre berufliche Tätigkeit und Ihr ehrenamtlicher Einsatz?

» Ich bin im Stadtteil Mbotela in Nairobi aufgewachsen. Als ich 15 Jahre alt war im Jahr 2000, hat mich mein Bruder das erste Mal zum Boxtraining mitgenommen. Er wollte, dass ich Selbstverteidigung lerne, mich gegen Übergriffe schützen kann. Das hat geklappt, aber vor allem habe ich mich sofort in diesen Sport verliebt. In Kenia ist Frauenboxen absolut ungewöhnlich. Die meisten Eltern verbieten es und auch meine Mutter fand das am Anfang nicht gut. Aber mein Bruder stand hinter mir und hat sie überzeugt. Später wurde meine Mutter dann mein größter Fan.

Ich habe dann bei einer Gruppe der Boxgirls Kenia trainiert und schnell auch als Trainerin gearbeitet. Fünf Jahre später hatte ich meinen ersten Profi-Kampf. Es gibt in Kenia nur ein knappes Dutzend Profiboxerinnen, man kann also nicht von den Kämpfen leben. Mittlerweile habe ich 20 Profikämpfe absolviert und will auch hier in Deutschland irgendwann wieder als Profi im Ring stehen.

Die Boxgirls waren immer auch ein Safe-Space für mich als LQBTIQ+-Person. In Kenia ist Homosexualität immer noch strafbar. Vor zwei Jahren bin ich deshalb nach Deutschland gekommen. Ich hoffe immer noch auf Anerkennung des Asylgrunds.

Es gab immer viel Austausch zwischen den Boxgirls in Kenia und in Berlin. Deshalb war es für mich sofort klar, dass ich mich hier weiter als Trainerin freiwillig engagiere. Und wenn es klappt, will ich später eine Ausbildung in diesem Bereich machen und auch hauptberuflich arbeiten. Vielleicht als Sportkauffrau oder Sport-Erzieherin. ‹‹

Warum engagieren Sie sich ehrenamtlich? Was motiviert Sie zu Ihrem freiwilligen Einsatz?

» Boxen ist die Liebe meines Lebens, das will ich teilen. Die Erfahrungen, die ich selbst machen durfte, will ich weitergeben. Die Gemeinschaft beim Boxen ist großartig. Wir trainieren gemeinsam, sind erschöpft, powern uns aus und lachen gleichzeitig viel. ‹‹

 Everline Odero engagiert sich unter anderem bei den Boxgirls Berlin e.V.

Was begeistert Sie an ehrenamtlicher Arbeit? Und welche Erfahrungen finden Sie eher schwierig?

» Neben dem Sport macht man dort Hausaufgaben, es gibt Essen oder wir verteilen gespendete Schulsachen oder auch Binden. In Kenia waren die meisten Mädchen sehr arm. Aber egal woher man kommt oder wo man lebt, das Training stärkt das Selbstbewusstsein. Boxen befreit dich von allen Sorgen. Gleichzeitig sind die Boxgirls mehr als ein normaler Boxclub. Dort gehst du hin, trainierst und gehst (…) danach nach Hause. Bei uns bist du Teil einer Gemeinschaft. Schwierig war mein Ehrenamt nie für mich. Eher die Umstände, in denen wir leben. Dass Mädchen nicht boxen sollen, diese Vorurteile und Einwände gibt es leider immer noch. ‹‹

Wie schwer war es nach der Ankunft, in Deutschland Fuß zu fassen?

» Für mich gar nicht so schwer. Über den Verein und mein Engagement konnte ich schnell Gleichgesinnte kennen lernen, das war immens wichtig. Mittlerweile habe ich über das Engagement und den Sport viele Freunde gefunden. Ich fühle mich schon angekommen. Ohne die Boxgirls wäre das nie passiert. ‹‹

Haben Sie als Boxerin Vorbilder?

» Ich war immer anders als andere. Schon mein Leben lang. Deshalb hatte ich nie klassische Vorbilder. Mein Vorbild bin ich selbst. Ich bin ich.‹‹

Boxgirls Berlin e.V. fördert das sportliche und gesellschaftlichen Engagement von Mädchen*, jungen Frauen* und Queers. www.boxgirls.de

Everline Odero engagiert sich unter anderem bei den Boxgirls Berlin e.V.