Ehrenamtliche, Jennifer Rydlichowski

Mein Ehrenamt
hat auf jeden Fall
meine Berufswahl
beeinflusst.

Geburtsjahr: 1963
Ehrenamtlich aktiv seit: 1996
Engagiert bei:
Handballclub Friedenauer TSC
Vermittelt von:
Ehrenamtsbüro
Tempelhof-Schöneberg

Stephanie

Neeb

Was ist Ihr beruflicher Hintergrund? Auf welche Weise hat dieser die Wahl Ihres Ehrenamts beeinflusst? Und in welchem Verhältnis stehen heute Ihre berufliche Tätigkeit und Ihr ehrenamtlicher Einsatz?

» Mein Ehrenamt hat auf jeden Fall meine Berufswahl beeinflusst. Ich habe mit 12 Jahren angefangen, Handball zu spielen, und als Jugendliche angefangen, als Trainerin zu assistieren. Je älter ich wurde, desto mehr Verantwortung habe ich dann übernommen und mit 18 hatte ich meine eigene Mannschaft. Dadurch habe ich gemerkt, dass mir die Arbeit mit Kindern liegt, und habe deshalb später Pädagogik studiert. Das war mein Ding und ich habe es zum Beruf gemacht. Mittlerweile spiele ich nicht mehr selbst, sondern bin als Trainerin für die Kleinsten im Verein aktiv. Aber mit meinem früheren Team treffe ich mich immer noch regelmäßig. Jetzt eben zum Quatschen und was Trinken. ‹‹

Warum engagieren Sie sich ehrenamtlich? Was motiviert Sie zu Ihrem freiwilligen Einsatz?

» Es macht mir Spaß und es macht den Kindern Spaß. Als Jugendliche fand ich es außerdem toll, dass man viel Lob und Anerkennung bekommt. Zu zeigen, dass man der Verantwortung gewachsen ist, war von Anfang an eine schöne Erfahrung. Später war mir dann wichtiger, die Kinder in ihrer Entwicklung zu begleiten. Die kommen im Alter von fünf, sechs Jahren oft alleine in den Verein, sind dann oft erst einmal schüchtern. Dann fangen sie an, Kontakte zu knüpfen, werden selbstbewusster und mutiger. Ich bekomme manchmal Rückmeldungen von den Schulen, wenn Kinder durch den Sport sicherer werden in ihrem Auftreten. Gerade für Mädchen ist Handball dafür eine tolle Sportart. Die Kinder eignen sich Regeln und einen fairen Umgang an und lernen gleichzeitig sich durchzusetzen. Das mitzukriegen und sie zu unterstützen ist eine tolle Motivation. ‹‹

Was begeistert Sie an ehrenamtlicher Arbeit?

» Bei Kindern und ihren Familien ein Feuer für den Sport und auch den Verein zu entfachen, ist großartig. Ich habe das bei meinen Kindern bemerkt, als sie älter wurden. Am Anfang schauen wir Eltern, dass sie am Ball bleiben. Aber dann mit 13, 14 Jahren gehen sie selbstständig hin, sind Teil einer Truppe, die sich auch in der Freizeit trifft, Spaß miteinander hat, gemeinsam auf Reisen geht. Die sind gemeinsam erwachsen geworden. Kinder wachsen durch den Sport nicht nur in der Familie, sondern auch im Verein auf, das ist wie in einem kleinen Dorf und sehr schön in der heutigen Zeit. ‹‹

Welche Erfahrungen finden Sie eher schwierig?

» Ganz schwierig ist die Zusammenarbeit mit den Sportämtern. Und in Tempelhof-Schöneberg sind wir besonders schlecht dran. Man bekommt nur schwer Termine und hat insgesamt immer eher das Gefühl, da will einem jemand Steine in den Weg legen. Das ärgert mich oft. Man macht im Ehrenamt auch Sozialarbeit für die Gesellschaft und wird dann eher behindert als gewertschätzt. Ein Beispiel: Für unser Handballcamp diesen Oktober haben wir im Mai einen Antrag gestellt und erst drei Wochen vor Beginn kam die Zusage für eine Halle. Und da war dann plötzlich noch ein zweiter Verein drin. Die hatten auch eine Zusage und keiner hat es bemerkt. Und dann gibt es in ganz Friedenau nicht eine große Halle mit einer großen Tribüne für Heimspiele. Da wünschen wir uns mehr Unterstützung. ‹‹

 Stephanie Neeb ist als Trainerin und Verantwortliche aktiv beim Handballclub Friedenauer TSC.

Was macht Handball als Sport besonders?

» Zunächst ist es ein Mannschaftssport, bei dem man lernt, gemeinsam zu gewinnen und zu verlieren. Dann ist der Sport zwar populär, aber nicht so sehr wie Fußball. Selbst die Bundesligaspieler sind greifbar, da kann man nach einem Spiel mal hingehen und mit denen quatschen. Es ist also alles noch ein bisschen bodenständiger. Und man muss sich nicht in Unkosten stürzen, um Handball spielen zu können. Eine Hose, ein Shirt und Turnschuhe reichen. Das ist sehr inklusiv. ‹‹

Gab es besondere Spiele oder Ereignisse in Ihrer Ehrenamtskarriere?

» Da gibt es sehr viele kleine Highlights. Es reicht schon, wenn ein Kind dreimal bei einem Spiel dabei war, immer auf der Bank sitzen geblieben ist und sich dann das erste Mal traut mitzuspielen. Oder wenn ein Kind, das wir über Jahre begleitet haben, am Ende in unserer ersten Männer- oder Frauenmannschaft mitmacht. Toll ist es auch, wenn Eltern, die früher bei uns gespielt haben, Jahre später ihre eigenen Kinder zu uns bringen.

Und als Verein hatten wir vor Jahren beim Deutschen Handballpokal als Viertligist einmal den großen SC Magdeburg zu Gast. Da haben im Verein am Ende alle mitgeholfen, dass das geklappt hat. ‹‹

Was muss passieren, damit Handball in Deutschland einmal so populär wird wie Fußball? Oder ist das gar nicht wünschenswert?

» Mir reicht es schon, wie es jetzt ist. Handball hat doch auch gute Einschaltquoten. Mehr muss es gar nicht sein, sonst geht es nur ums Geld und es gibt viel mehr Skandale. ‹‹

Wenn sich jemand im Jugendsport engagieren will, was würden Sie raten?

» Der beste Weg ist, wenn man erst mal mitläuft. Ein bisschen Fachwissen schadet auch nicht, aber das kann man sich auch bei der Arbeit aneignen. Und ein dickes Fell sollte man trotzdem haben. Vor allem bei den Ämtern, und ein bisschen für die wenigen schwierigen Kinder oder Eltern. Aber wenn man Empathie für Kinder hat, dann muss man keine Angst haben und kriegt das gut hin. ‹‹

Das Ehrenamtsbüro Tempelhof-Schöneberg fördert das Engagement und vermittelt Ehrenamtliche im Bezirk.

Stephanie Neeb ist als Trainerin und Verantwortliche aktiv beim Handballclub Friedenauer TSC.